Niemann, Hans-Joachim, In Pursuit of Relativism. Nicholas Rescher's Method of Double Writing, Quarterly Journal of Ideology 21 (3&4) Dec 1998 (printed Dec. 1999); p.63-95.
Der relativistische Glaube, es könne keine Toleranz geben, wenn wir weiterhin darauf bestehen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, ist eine einflussreiche Ideologie geworden. Von dort ausgehend besteht ein großes Interesse daran, die Objektivität der "Westlichen" Wissenschaft als bloße Illusion zu entlarven. Die Idee, die dahinter steckt, hat Paul Feyerabend klar ausgedrückt: "Wenn nicht einmal die Naturwissenschaften mehr das Reich der Vernunft sind ..., wie sollten wir dann fordern könne, daß die weicheren Wissenschaften wie Geschichte, Politik, Poetik oder Dramaturgie strengen Regeln unterworfen werden sollen?" Dieser Artikel kritisiert eine neue Version eines von Nicholas Rescher vertretenen "wissenschaftlichen Relativismus". Reschers kunstvolle Methode dessen, was ich double writing oder die duale Schreibweise nenne, läßt den wissenschaftlich ausgebildeten Leser eine harmlose, aber triviale und überflüssige Version lesen, während die weniger an die philosophische Rabulistik gewöhnten Leser glauben, Argumente zugunsten eines revolutionären wissenschaftlichen Relativismus gelesen zu haben, eines Relativismus, der den Zusammenbruch der Objektivität und damit ein großes Desaster in den Wissenschaften bedeuten würde.